
Herzschrittmacher | Medizintechnologie

Ein Herzschrittmacher ist ein kleines, nur ca. 25 g schweres elektronisches Gerät zur Therapie eines zu langsamen Herzschlags. Er wird unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeins direkt unter der Haut oder dem Brustmuskel eingesetzt. Durch eine oder zwei Elektroden ist der Herzschrittmacher direkt mit dem Herzen verbunden. So kann er jederzeit den Herzschlag messen. Ist dieser zu langsam oder setzt ganz aus, dann gibt der Herzschrittmacher kleine elektrische Impulse ab und normalisiert so die Herzaktivität.
Einsatzgebiete
Die Erstimplantationen erfolgen hauptsächlich aufgrund eines sog. Sinusknotensyndroms oder eines AV-Blocks. Sowohl beim Sinusknotensyndrom als auch beim AV-Block wird ein Herzschrittmacher mit zwei Elektroden verwendet. Weil die eine Elektrode im rechten Vorhof und die andere in der rechten Kammer liegt, nennt man diesen Herzschrittmachertyp auch „Zweikammerschrittmacher“. Er ist der mit Abstand am häufigsten eingesetzte Herzschrittmacher.
Nur in ca. 20 % der Fälle wird ein sog. „Einkammer-Schrittmacher“ implantiert. Dieser besitzt nur eine Elektrode in der rechten Herzkammer. Er kommt bei Patienten mit langsamer und chronisch unregelmäßiger Kammererregung zum Einsatz. Paradoxerweise schlägt deren Herzvorhof viel zu schnell. Damit wäre eine Herzerregung über die Vorhofelektrode nicht möglich.
Schließlich gibt es auch sog. „Dreikammer-Herzschrittmacher“, die der kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) dienen. Diese CRT-Systeme besitzen neben den Elektroden für den rechten Vorhof und die rechte Kammer eine zusätzliche Elektrode für die linke Kammer. Dieser Schrittmachertyp sorgt dafür, dass rechte und linke Herzkammer gleichzeitig – also wieder synchron – schlagen, und kann so bei bestimmten Formen ausgeprägter Herzschwäche die Herzleistung verbessern.
Funktionsweise
Der Herzschrittmacher wird von einer Mini-Batterie betrieben, die sich ebenso wie die Elektronik im Gehäuse befindet. Trotz ihrer geringen Größe ist diese Batterie so leistungsfähig, dass sie den Herzschrittmacher für ca. 8 – 10 Jahre mit Strom versorgen kann. Erst danach ist ein Austausch des Herzschrittmachers nötig.
Jeder Herzschrittmachertyp lässt sich mit einem sogenannten Sensor versehen, der auf unterschiedlichste Art und Weise versucht, die Stimulationsfrequenz an den aktuellen Bedarf anzupassen. So sollte bei körperlicher Anstrengung die Herzfrequenz ansteigen. Im Einsatz sind viele unterschiedliche Prinzipien der Frequenzanpassung.
Implantation
Das operative Einsetzen eines Herzschrittmachers wird im Allgemeinen „Implantation“ genannt. Der Eingriff erfolgt fast ausschließlich in örtlicher Betäubung. Dazu wird dem Patienten ein Betäubungsmittel in einen handtellergroßen Bereich unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeins gespritzt. Bereits wenige Sekunden danach ist diese Region schmerzfrei und der Arzt kann mit der OP beginnen.
Zunächst wird ein kleiner Hautschnitt gesetzt und die zukünftige Herzschrittmachertasche präpariert. Danach sucht man eine zum Herzen führende Vene auf. Über diese werden nacheinander die Elektroden eingeführt, unter Röntgeneinsicht bis ins Herz vorgeschoben und hier an anatomisch günstigen Stellen platziert. Die Befestigung am Herzmuskel geschieht dabei aktiv durch Einschrauben oder passiv durch Verankerung an den Herzfäden.
Nun erfolgen Messungen der elektrischen Werte der Elektroden. Dabei achtet man besonders auf eine hohe Wahrnehmung der Herzeigenströme, eine möglichst niedrige Energie bei der Auslösung von Herzerregungen und gute Widerstandswerte. Dies ist wichtig für eine spätere optimale Funktion des Herzschrittmachers und dessen lange Batterielebensdauer. Sind alle Werte optimal, werden die Elektroden mit nichtauflösenden Nähten an der Muskulatur befestigt, an den Herzschrittmacher angeschlossen und dieser in die vorbereitete Tasche eingelegt. Im EKG beobachtet der Arzt die einwandfreie Funktion des Systems. Abschließend wird die Schrittmachertasche mit Nahtmaterial verschlossen und für wenige Tage ein Verband angelegt. Bettruhe ist nach der OP nicht oder nur für kurze Zeit notwendig und der Patient kann sofort essen und trinken.
Eine Herzschrittmacher-Implantation dauert heutzutage in der Regel 30 – 60 Minuten und ist ein Routineeingriff im besten Sinne. So können mehr und mehr Herzschrittmacher-Implantationen ambulant durchgeführt werden. Dabei wird der Patient nach der OP für wenige Stunden mittels EKG überwacht und abschließend ärztlich untersucht. Eine Röntgenaufnahme belegt den korrekten Sitz der Elektroden im Herzen. Danach bringt ein Krankentransport den Patienten nach Hause in seine gewohnte Umgebung. Durch den Einsatz telemedizinischer Überwachung kann der Arzt Herzschrittmacher und Elektroden jederzeit aus der Ferne beurteilen. Damit wird eine optimale Therapiesicherheit bei maximalem Patientenkomfort erreicht.
Nachsorge
Im Anschluss an die OP und bis zu einigen Tagen danach sollte der Patient seine körperlichen Aktivitäten einschränken. Der Arm auf der Operationsseite ist ca. eine Woche lang zu schonen. Ansonsten gelten keine Einschränkungen.
Bereits am OP-Tag oder ersten postoperativen Tag und danach in regelmäßigen Abständen wird das Herzschrittmacher-System (bestehend aus dem Schrittmacher selbst und den Elektroden) vom nachsorgenden Arzt gründlich überprüft. Die Kontrollen dauern nur wenige Minuten und werden ambulant durchgeführt. Für die Kontrollen des Herzschrittmacher-Systems werden spezielle Programmiergeräte verwendet.
Der Arzt beginnt die technische Nachsorge immer mit der Kontrolle des Batteriezustandes des Herzschrittmachers. Als zweiter Schritt werden alle vom Schrittmacher gespeicherten Daten sorgfältig analysiert. Es schließt sich die Kontrolle der Elektroden an. Gemessen werden alle Wahrnehmungswerte und die Höhe der für eine effektive Stimulation notwendigen Stromabgaben. Abschließend wird anhand der Testergebnisse und der gespeicherten Daten die Programmierung des Herzschrittmacher-Systems optimiert.
Mehr Sicherheit dank Telemedizin
Inzwischen setzt sich zur Verbesserung von Therapiequalität und -sicherheit neben den Nachsorgen in der Arztpraxis mehr und mehr die telemedizinische Herzschrittmacherkontrolle durch. Dabei überträgt der Herzschrittmacher mittels eines kleinen Zusatzgerätes („Transmitter“) alle gespeicherten Daten drahtlos zum Arzt. Dieser kann so Probleme frühzeitig erkennen und unmittelbar reagieren. Das bedeutet für den Patienten zusätzliche Sicherheit bei erhöhtem Komfort, denn das Intervall zwischen zwei notwendigen Praxisnachsorgen lässt sich so problemlos ausdehnen.